
Im Südwesten Perus kommt es immer wieder zu heftigen Protesten, bei denen Demonstranten und Polizei aufeinandertreffen. Die aktuelle Krise begann Ende 2022, als Präsident Pedro Castillo vom Kongress seines Amtes enthoben wurde. Castillo, ein ehemaliger Dorfschullehrer, hatte versucht, den Kongress aufzulösen, um einem Misstrauensvotum zuvorzukommen. Dieses Vorgehen wurde als verfassungswidrig angesehen, und schließlich entzogen ihn die Abgeordneten des Amtes. Seitdem fordern Unterstützer Castillos vor allem seinen Rücktritt, die Auflösung des Parlaments und vorgezogene Neuwahlen.
Die Proteste haben sich vor allem in ländlichen Regionen wie Puno verschärft, aber auch in der Hauptstadt Lima und anderen städtischen Zentren. In einigen Fällen versuchten Demonstranten, den Flughafen in Juliaca zu stürmen oder Straßen und Autobahnen zu blockieren, um ihren Forderungen Ausdruck zu verleihen.
Die Polizei antwortete auf diese Aktionen häufig mit Tränengas, Barrikaden, und in einigen Fällen auch Feuerwaffen. Mindestens drei Polizeiangehörige wurden verletzt und nach Lima geflogen, nachdem Demonstranten Steine geworfen hatten. Gleichzeitig meldete das Gesundheitsministerium über vierzig Verletzte unter den Demonstranten in den ersten Tagen der Eskalation.
Eine besonders tragische Eskalation ereignete sich in Juliaca: Bei den Auseinandersetzungen rund um den lokalen Flughafen soll es mindestens 17 Tote gegeben haben, viele durch Schussverletzungen. Demonstranten hatten versucht, die Kontrolle über den Flughafen zu übernehmen – die Sicherheitskräfte wehrten sich mit massiver Gewalt.
Übergreifend sind die Vorwürfe schwerer Menschenrechtsverletzungen laut Amnesty International und anderen Organisationen. Es wird beklagt, dass Polizeigewalt über das hinausgeht, was zur Wahrung der öffentlichen Ordnung notwendig wäre. Es gibt Berichte über außergerichtliche Hinrichtungen und über den Einsatz von Schusswaffen gegen unbewaffnete Demonstranten.
Die Regierung unter Dina Boluarte hat auf die Proteste reagiert, indem sie mehrere Regionen unter Ausnahmezustand stellte und mehr Sicherheitskräfte mobilisierte. Auch wurden Bürgerrechte in einigen Gebieten eingeschränkt. Die Präsidentin bestreitet jedoch bislang, direkt verantwortlich zu sein für die exzessive Gewalt, die den Vorwürfen zufolge zum Teil durch überzogene Einsätze von Polizei und Militär verursacht wurde.
Das Vertrauen zwischen der Bevölkerung insbesondere in armen ländlichen Zonen und der Staatsgewalt ist stark beschädigt. Viele Protestierende fühlen sich marginalisiert und sehen in den aktuellen Ereignissen nicht nur politische, sondern auch soziale und kulturelle Ungerechtigkeit – insbesondere wenn es um die indigene Bevölkerung geht, die oft in besonders betroffenen Regionen lebt.
Insgesamt zeigen die Zusammenstösse in Peru aktuell, wie tief die Spaltung im Land ist – nicht nur politisch, sondern auch gesellschaftlich. Die Herausforderung für die Regierung lautet, einen Weg aus der Eskalation zu finden, ohne weitere Eskalationen und Opfer.